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Polykarp von Smyrna


Lehre: Sei Gott treu.


Bibelvers: Offb 2,10: Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! ... Sei treu bis zum Tod!


"Erzähle mir noch mehr von Jesus!", bat Polykarp wieder einmal seinen Lehrer. Polykarp wollte so viel wie möglich von Jesus hören. Denn er war Christ. Er wollte für Jesus leben und er wollte Jesus immer besser kennenlernen. Dafür war sein Lehrer die beste Quelle. Sein Lehrer hieß Johannes. Und Johannes erzählte oft und gerne von seinen eigenen Erlebnissen mit Jesus. Johannes war ein Jünger von Jesus gewesen, ihr habt sicherlich schon von ihm gehört. Als Jesus lebte, war Johannes noch sehr jung gewesen. Aber jetzt waren seit dem Tod Jesu schon etwa 70 Jahr vergangen. Johannes war ein alter Mann. Die anderen Jünger waren schon gestorben. Viele von ihnen waren umgebracht worden, weil sie an Jesus glaubten. Aber Johannes lebte noch. So erzählte er Polykarp und anderen immer wieder von Jesus.


Polykarp war viel jünger als Johannes. Er war etwa 30 Jahre alt. Polykarp lernte schnell. Und er liebte Jesus. Jesus war ihm das Wichtigste auf der Welt. Das merkte auch Johannes. Als die Gemeinde in Smyrna einen Leiter brauchte, setzte Johannes Polykarp als Bischof, oder man kann auch sagen, als Ältesten, in der Gemeinde in Smyrna ein. Obwohl Polykarp noch recht jung war, war er ein guter Leiter. Jetzt konnte er das, was Johannes ihm erzählt hatte, den anderen Christen weitersagen. Er las in den Evangelien und in den Briefen und predigte darüber. Aber ich kann mir vorstellen, dass ihm die Offenbarung des Johannes besonders interessierte. Johannes war schließlich sein Lehrer gewesen. Außerdem ist die Offenbarung, die ja heute unser letztes Buch in der Bibel ist, eigentlich ein Rundbrief an sieben Gemeinden gewesen. Eine der Gemeinden war die Gemeinde von Polykarp, nämlich die Gemeinde in Smyrna. Johannes hat an jede dieser Gemeinden ein paar besondere Verse geschrieben. Immer wieder las Polykarp das, was Johannes der Gemeinde von Smyrna geschrieben hatte. Dort stand unter anderem: "Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Bedrängnis haben zehn Tage … Sei treu bis zum Tod!" (Offb 2,10)


Die Christen in Smyrna würden verfolgt werden. Einige sollten ins Gefängnis geworfen werden. Aber sie sollten treu sei, sogar bis zum Tod. Polykarp dachte immer wieder darüber nach. War er bereit, sich für Jesus ins Gefängnis werfen zu lassen, oder sogar für Jesus zu sterben? Aber dann dachte Polykarp immer daran, was Jesus alles für ihn getan hatte. Jesus war für ihn gestorben. Deshalb wollte Polykarp auch bereit sein, für Jesus zu sterben, wenn es sein musste. Das nahm er sich ganz fest vor. Dafür betete er. Und darüber predigte er immer wieder. So ermutigte er auch alle anderen Christen, Jesus treu zu sein bis zum Tod.


Es gab Zeiten, da ging es den Christen recht gut. Aber immer wieder gab es an verschiedenen Orten Herrscher, die die Christen nicht mochten und sie deshalb verfolgten. Viele wurden ins Gefängnis geworfen oder sogar getötet. Als Polykarp 86 Jahre alt war, geschah das auch bei ihnen in Smyrna. Viele waren auf einmal gegen die Christen. Und weil Polykarp ihr Gemeindeleiter war, sollte gerade er verhaftet werden. "Du musst dich verstecken", baten ihn die anderen Christen. "Nein! Ich bin bereit, für Jesus zu sterben", antwortete Polykarp. Er wollte nicht feige sein. Er wusste, Jesus war für ihn gestorben, deshalb wollte er auch bereit sein, für Jesus zu leiden. Aber die anderen Christen baten ihn immer wieder. Sie wollten ihren Leiter nicht verlieren. Schließlich war Polykarp bereit, sich in einem Haus außerhalb der Stadt zu verstecken. Eigentlich gefiel es Polykarp gar nicht. Er wollte für seine Gemeinde da sein. Was sollte er jetzt nur tun? Doch dann war ihm klar, dass er auch hier im Versteck, etwas für seine Gemeinde und für Jesus tun konnte. Er konnte beten. Das tat er. Er betete für alle Christen, die ihm einfielen. "Herr, hilf den Christen, dass sie treu sein können, auch wenn sie verfolgt werden!", betete er.


Eines Morgens, als Polykarp aufwachte, hatte er seinen Freunden, die bei ihm waren, etwas Wichtiges zu erzählen. "Ich habe etwas geträumt", erklärte er. "Aber das war kein normaler Traum, er kam von Gott. Ich habe geträumt, dass mein Kopfkissen gebrannt hat. Gott hat mir dadurch gezeigt, dass ich bald sterben werde. Ich werde wegen meines Glaubens verbrannt werden." Seinen Freunden gefiel das gar nicht, aber Polykarp sagte nur: "Gottes Wille geschehe!" Jesus war für ihn gestorben, deshalb war er auch bereit, wenn er für Jesus sterben musste.


Ein paar Tage später herrschte große Aufregung in dem Haus. Soldaten waren auf dem Weg dorthin. Jemand hatte das Versteck von Polykarp verraten. "Du musst fliehen", flehten seine Freunde wieder. Er hätte es wohl noch geschafft. Aber dieses Mal blieb Polykarp dort. "Ich bin bereit!", sagte er immer wieder. Schließlich klopften die Soldaten an die Tür. "Aufmachen!", befahlen sie. Die Soldaten wunderten sich sehr, als ihnen ein 86 Jahre alter Mann die Tür öffnet. "Dieser Mann soll so gefährlich sein?", fragten sie sich. Noch mehr wunderten sie sich, als Polykarp sie einlud, sich erst einmal satt zu essen. Auch danach brachen sie noch nicht auf. Polykarp bat noch um eine Stunde Zeit zum Beten. Er betete für alle Menschen, die ihm einfielen. Er brauchte etwas länger, aber nach zwei Stunden war er so weit.


Polykarp wurde von den Soldaten weggebracht. Sie gingen direkt in die Arena. Die Arena war ein großes Stadion. Dort wurde aber nicht Fußball gespielt. Stattdessen kämpften Gladiatoren gegeneinander oder auch gegen wilde Tiere. Aber auch Christen wurden oft dazu verurteilt, in der Arena gegen Gladiatoren oder wilde Tiere zu kämpfen. Außen saßen dann die Menschen und schauten zu.


Jetzt wurde Polykarp in die Arena geführt. Als er die Arena betrag, wurde es ganz laut. Alle Zuschauer jubelten und freuten sich, dass Polykarp gefangen worden war. Polykarp hörte den Lärm, aber er hörte auch noch etwas anderes. Er hörte Gott vom Himmel her zu ihm sprechen: "Habe Mut, Polykarp. Und bleibe standhaft." Polykarp dankte Jesus in seinem Herzen. Er wusste, dass er sterben würde, aber er wollte Jesus treu bleiben. Und Gott gab ihm den Mut dazu.


Auf der Tribüne saß der Prokonsul Quadratus, der römische Herrscher dort in Smyrna. Er verhörte Polykarp und bot ihm an: "Verleugne Jesus und opfere dem Kaiser, dann werde ich dich freilassen". So einfach war das. Polykarp brauchte nur kurz zu sagen, dass er nicht an Jesus glaubte. Dann sollte er etwas Weihrauch vor dem Bild des Kaisers verbrennen. So könnte er weiterleben. Aber Polykarp schüttelte nur den Kopf. Er war Christ. Er würde Jesus nicht verleugnen. "Ich diene Jesus jetzt schon 86 Jahre", erklärte er, "Nie hat Jesus mir etwas Schlechtes getan oder mich im Stich gelassen. Wie könnte ich da Jesus verleugnen?" Quadratus versuchte es noch einmal: "Schwöre bei dem Kaiser, sonst lass ich dich den wilden Tieren vorwerfen." "Lass die Tiere kommen", antwortete Polykarp ruhig. "Wenn dich die Tiere nicht überzeugen, dann lass ich dich verbrennen", drohte Quadratus. Polykarp dachte an seinen Traum. An das brennende Kopfkissen. Gott hatte ihn vorbereitet. Polykarp war nicht bereit, Jesus zu verleugnen, egal, was ihm angedroht wurde. Er war mutig und er war sogar voller Freude. Er konnte sich auf Gott freuen, bei dem er schon bald sein würde.


Die Zuschauer warteten immer noch, was geschehen würde. Sie verwunderten sich, wie dieser alte Mann so ruhig sein konnte. Niemand konnte ihn davon abhalten, an Jesus zu glauben. Schließlich beschloss Quadratus: "Polykarp wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden! Sammelt Holz dafür."


Sofort wurde in der Mitte der Arena um einen Pfahl herum Holz aufgeschichtet. Soldaten brachten Polykarp dorthin. Sie fesselten ihn und wollten ihn am Pfahl festnageln, damit er wirklich dort stehen blieb. "Ihr müsst mich nicht festnageln", erklärt Polykarp. "Mein Gott gibt mir Kraft, den Feuertod auszuhalten. Er wird mir auch die Kraft geben, dass ich auf dem Scheiterhaufen stehen bleiben kann." So war es auch. Polykarp war mutig. Laut betete er und lobte Gott. Dann wurde das Feuer angezündet. Aber das Feuer konnte Polykarp nichts anhaben. Es brannte um ihn herum, doch die Flammen erreichten ihn nicht. Schließlich musste ein Soldat Polykarp mit dem Schwert töten, damit er starb.


Als die Menschen die Arena verließen, konnten sie Polykarp nicht vergessen. Selbst seine Feinde staunten, wie viel Mut er hatte. Seine Freunde, die anderen Christen, waren natürlich traurig. Aber sie wussten, dass Polykarp das Richtige getan hatte und dass er jetzt bei Gott war. Jedes Jahr trafen sie sich an diesem Tag, dem 23. Februar, an seinem Grab. Aber sie trauerten nicht um seinen Tod, sondern sie feierten seinen Todestag als "Geburtstag", als den Tag, an dem er treu geblieben war und zu Gott gegangen ist.


Das war im Jahr 155 n.Chr. So wie Polykarp ging es vielen Christen, von denen wir heute nichts mehr wissen. Aber die Christen aus Smyrna schrieben einen Brief an andere Gemeinden, die Polykarp auch kannten. Darin erzählten sie alles, was geschehen war. Dieser Brief wurde immer wieder weitergegeben und gelesen. Sogar heute haben wir diesen Brief noch und können nachlesen, wie treu Polykarp geblieben ist.



Quellen: Wikipedia, Heiligenlexikon, Brief der Gemeinde in Smyrna