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Jim Elliot - Auf nach Ecuador (1/5)


Lehre: Sei bereit, Gottes Wille zu tun.


Bibelvers: 1. Timotheus 2,4 (Gott) will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.


„Ich werde Präsident der USA“, dachte sich Jim. Was musste man als Präsident können? Vor allem gute Reden halten und die Menschen begeistern. Das konnte Jim. Schon in der Schule war er ein begabter Redner. Er konnte lustige Reden halten, bei den alle vor Lachen fast von den Stühlen fielen. Aber er konnte auch ernste Reden zu bestimmten Themen halten und damit die Leute zum Nachdenken bringen. Die anderen hörten ihn gern zu. In dieser Hinsicht wäre Jim ein guter Präsident.


Aber war es wirklich Gottes Wille, dass er Präsident wurde? Jim Elliot wurde am 8. Oktober 1927 in Amerika geboren. Schon als Kind hatte er sehr viel von Gott gehört. Seine Eltern hatten mit ihm und seinen Geschwistern gemeinsam in der Bibel gelesen. Schließlich hatte Jim gesagt: „Ich will auch zu Gott gehören und mit ihm leben.“ Und das tat Jim dann auch. Er bat Jesus um Vergebung seiner Sünden und fing an, mit Gott zu leben. Jim wusste, dass Gott alle seine Sünden vergeben hatte. Aber er wusste auch, dass er nun Gottes Willen tun sollte. In manchen Dingen war es einfach, Gottes Willen herauszufinden. Er konnte in er Bibel lesen. Dort steht zum Beispiel: „Du sollst nicht stehlen!“ Deshalb tat Jim es auch nicht. Denn er wollte Gottes Willen tun. Natürlich klappte es nicht immer, dass er Gottes Willen tat. Auch Jim war nicht perfekt. Aber jedes Mal, wenn er erkannte, dass er nicht Gottes Willen getan hatte, konnte er es Gott bekennen. Jim wusste, dass Jesus für seine Sünden gestorben war und dass Gott ihm vergeben hatte.


In manchen Dingen war es einfach, Gottes Willen herauszufinden. Aber Jim wollte auch wissen, was sonst Gottes Wille für sein Leben war? Welchen Beruf sollte er lernen? Diese Frage war schon schwieriger zu beantworten, denn das stand nicht direkt in der Bibel. Jim hätte sagen können: Es steht nicht direkt in der Bibel, also ist es für Gott egal. Aber das tat er nicht. Jim vertraute, dass Gott ihm auch in diesen Fragen seinen Willen zeigen konnte. Deshalb betete Jim: „Herr, ich möchte dir gehorchen. Aber ich weiß nicht, was dein Wille ist. Bitte zeige mir deinen Willen.“ Eine Zeit lang dachte Jim, wenn er Präsident werden würde, könnte er vielen Menschen helfen. Aber war das Gottes Wille? Das wusste Jim nicht. Deshalb betete er immer wieder dafür, dass Gott ihm seinen Willen zeigte.


Jim las auch viel in der Bibel. Denn Gottes Willen können wir am besten in der Bibel finden. Auch wenn dort für manche Dinge nicht direkt drinsteht, was wir tun sollen, so können wir doch sehen, was Gott wichtig ist. Beim Bibellesen fielen Jim Verse auf wie zum Beispiel Markus 16,15: „Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung.“ Oder auch 1. Timotheus 2,4: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden.“ „Wenn das Gottes Wille ist“, dachte sich Jim, „dann will ich Missionar werden. Ich will mithelfen, dass Menschen gerettet werden.“ Das stand also nun für Jim fest.


Aber die Welt ist groß. Überall auf der Welt gibt es Menschen, die Gott noch nicht kennen. Wo sollte er hingehen? Was wollte Gott von ihm? Wieder betete Jim dafür. Er redete auch mit anderen Christen darüber. „Hier zu Hause kannst du so vielen Menschen helfen, die Gott auch noch nicht kennen“, sagten seine Eltern zu ihm. Andere Christen können uns manchmal helfen, Gottes Willen zu erkennen. Wenn du dir nicht sicher bist, dann frag andere Christen! Aber dann vergiss nicht, wieder mit Gott darüber zu reden. Jim tat das. Und er merkte, dass das nicht Gottes Wille für ihn war. Deshalb erwiderte er: „Hier gibt es so viele Gemeinden. Jeder kann sich eine Bibel kaufen, jeder hat die Möglichkeit, von Gott zu hören, wenn er will. Aber es gibt Länder und Völker, die haben noch nie von Gott gehört. Sie haben keine eigene Bibel. Sie haben gar nicht die Möglichkeit, Gott kennenzulernen. Ich muss zu ihnen gehen.“ „Aber dann musst du so viel aufgeben“, sagten sie. Doch Jim blieb fest. In sein Tagebuch schrieb er einen Satz, der ihm wichtig war: „Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“ Das heißt, es ist nicht dumm, wenn man Dinge aufgibt, die man eh nicht mit in den Himmel nehmen kann, dafür aber Dinge tut, die auch für die Ewigkeit noch zählen, zum Beispiel Menschen von Gott zu erzählen. So stand sein Entschluss also fest. Er wollte als Missionar ins Ausland gehen. Er wusste, dass das Gottes Wille für ihn war und er war bereit, Gott zu gehorchen.


Es würde aber noch einige Jahre dauern, bis Jim mit dem Studium fertig war und Missionar werden konnte. Aber er konnte sich schon jetzt darauf vorbereiten. Zum Beispiel machte Jim viel Sport. „Vielleicht gehe ich als Missionar in ein Land, wo man nicht überall mit dem Auto hinfahren kann. Da muss ich fit sein. Ich werde mich schon jetzt vorbereiten.“ Und Jim nutzte seine Gabe als Redner dafür, anderen zu erzählen, wie dringend Missionare gebraucht wurden.


Außerdem verbrachte er einige Wochen seiner Ferien in Mexiko, wo er Missionare besuchte. Zu Hause hatte Jim immer gut reden können, aber hier verstanden die Menschen ihn nicht, weil sie nur Spanisch sprachen. Jim konnte nur wenig Spanisch. Aber er versuchte, so gut es ging, in diesen paar Wochen mehr von der Sprache zu lernen. Kurz bevor er wieder nach Hause fuhr, bat ihn der Missionar: „Jim, kannst du die Kinderstunde halten? Es kommen 150 Kinder, die etwas über Gott lernen wollen.“ Wow, stell dir das vor. Du kannst kaum eine Sprache und sollst so vielen Kindern etwas von Gott erzählen. Jim wusste, dass es Gottes Wille für ihn war, dass er Missionar wurde. Er würde also auch später in einer fremden Sprache den Menschen von Gott erzählen. Jetzt konnte er es schon einmal versuchen. Mit zitternden Knien stand er also vor der großen Menge an Kindern. Er erzählte ihnen von Noah und der Arche und Gottes Versprechen. Schon bald fiel ihn ein Wort nicht auf Spanisch ein, das er braucht. Aber er hatte eine Idee. Hinter ihm stand eine Tafel. Er zeichnete also ein Bild auf die Tafel, bis ihm jemand dieses Wort auf Spanisch sagen konnte. Und so redete er zu den Kindern und alle hörten aufmerksam zu.


Als Jim wieder zu Hause war, dachte er noch oft an die Zeit in Mexiko, in Südamerika. „Das ist genau das, was ich tun will, als Missionar anderen Menschen von Jesus erzählen. Vielleicht ist es ja Gottes Wille, dass ich nach Südamerika gehe.“ Aber das wusste er nicht so genau. Deshalb betete er weiter.


Und dann lernte er Betty kennen. Jim freute sich jedes Mal, wenn er sie sah. Sie verstanden sich gut und konnten stundenlang miteinander reden. Sie lernten auch zusammen für die Schule. Jim mochte sie. Und er merkte, dass Betty ihn auch mochte. Aber war es Gottes Wille, dass Jim irgendwann einmal heiratete? Jim dachte an das Leben als Missionar. Vielleicht würde es gefährlich werden. Auf jeden Fall war es schwieriger als ein ganz normales Leben zu Hause. Was, wenn Gott ihn in den Urwald schicken würde? Außerdem wusste er, dass ein Missionar viel zu tun hatte. Würde er überhaupt genug Zeit für eine Frau und dann vielleicht für Kinder haben? Was sollte er nur tun?


Jim tat das, was man tun muss, wenn man Gottes Wille nicht erkennt. Er betete. Er sagte Gott alles, er erzählte Gott von seinen Gefühlen für Betty. Und er sagte Gott auch, dass er bereit war, seinen Willen zu tun. Nach und nach wurde es Jim immer klarer. Auch, wenn es für andere passte, als Missionare zu heiraten, für ihn war es jetzt nicht Gottes Wille.


Als er einmal mit Betty spazieren ging, erklärte er ihr: „Betty, ich mag dich sehr. Aber ich möchte vor allem Gottes Willen tun. Deshalb kann ich dich nicht heiraten.“ Betty schaute ihn an. Sie war nicht enttäuscht oder traurig. Im Gegenteil. Auch ihr war es wichtig, Gottes Willen zu tun. „Solange Gott uns nicht zeigt, dass es sein Wille ist, werden wir nicht heiraten!“, antwortete sie. Jim war froh, dass Betty ihn verstand. Jetzt konnten sie gute Freunde bleiben. Auch, wenn sie sich weiterhin gern hatten, war Gottes Wille viel wichtiger für sie.


Einige Zeit später lernte Jim einen Missionar kennen, der unter Eingeboren im Urwald in Ecuador gearbeitet hatte, unter den Ketschua. Der Missionar erzählte Jim auch von einem anderen Stamm im Urwald Ecuadors, den Aucas, die eigentlich Waorani hießen. Dies war ein Stamm, zu dem noch niemand gekommen war, um ihnen von Gott zu erzählen. Sie lebten allein für sich. Wenn jemand versucht hatte, zu ihnen zu gelangen, wurde er umgebracht. Als Jim davon hörte, schlug sein Herz höher. Das war genau das, was er tun wollte. Einem Volk, das noch nie von Gott gehört hatte, von ihm erzählen. Das war sein Wunsch. Aber war es auch Gottes Wille? Jim nahm sich ein paar Tage Zeit, um ernsthaft dafür zu beten und Gott zu fragen. Er las viel in der Bibel und besprach alle seine Fragen mit Gott. Gott antwortete ihm nicht mit einer Stimme, die er hörte. Aber Gott antwortete Jim in seinem Herzen. Nach diesen Tagen stand für Jim fest: Es geht nach Ecuador.


Und bald wusste er auch, wohin genau. Es gab dort eine Missionsstation in Ecuador in Shandia. Die Frau des Missionars, der bisher dort war, war krank und sie konnten nicht mehr dort bleiben. Dorthin wollte Jim gehen. Und Gott schickte Jim sogar einen Freund, der mit ihm dorthin gehen wollte, Pete Flemming. Auch er war sich sicher, dass es Gottes Wille war, dort als Missionar zu arbeiten. Also bereitete sie alles vor. Sie mussten viele Dinge kaufen und mitnehmen, die sie dort im Urwald brauchen würden. Sie mussten ein Ticket für das Schiff kaufen und sie mussten sich von allen ihren Freunden und Familien verabschieden.


Am 4. Februar 1952 war es endlich so weit. Jim Elliot und Pete Flemming standen an Bord eines großen Schiffes und winkten ihren Familien. Und dann ging es endlich los - auf nach Ecuador.




Jim Elliot - In Shandia (2/5)


Lehre: Gott ist auch in Schwierigkeiten da.


Bibelvers: Psalm 23,4a Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.


Jim Elliot und Pete Flemming saßen in einem schaukelnden überfüllten Bus. Es war eng und stickig. Sie konnten kaum ihre Beine ausstrecken und die Fahrt dauerte nun schon einige Stunden. Aber sie waren trotzdem überglücklich. Denn nun ging es endlich nach Shandia.


Vor einigen Monaten, im Februar 1952, waren sie mit dem Schiff nach Ecuador gekommen. Sie wollten dort als Missionare unter unerreichten Völkern arbeiten, also unter Völkern, die noch nie vorher das Evangelium gehört hatten. In Ecuador gab es viele Stämme von Ureinwohnern, die teilweise versteckt im tiefen Urwald lebten. Sie sprachen ganz unterschiedliche Sprachen, für die es nicht einmal eine Schrift gab. Niemand von ihnen konnte lesen oder schreiben und es gab auch keine Bücher in ihrer Sprache. Denn es gab ja auch keine Schrift. Deshalb hatten sie auch keine Bibel. Außerdem gab es da einige Stämme, die noch nie von Gott gehört hatten. Genau zu ihnen wollten Jim und Pete.


Aber Missionsarbeit kann auch schwierig und mühsam sein. Denn erst einmal mussten sie die Landessprache von Ecuador, Spanisch, besser lernen, damit sie dort zurechtkamen. Also waren sie die ersten Monate in Ecuador in der Hauptstadt geblieben und hatten Sprachkurse gemacht. Aber nun konnten sie endlich weiter. Deshalb saßen sie in dem Bus, der sie weiter ins Landesinnere bringen sollte. Sie wollten nach Shandia. Dort gab es schon eine Missionsstation. Aber der Missionar, der sie aufgebaut hatte, musste sie wieder verlassen, weil seine Frau krank geworden war. Nun wollten Jim und Pete sie wieder eröffnen.


Nachdem sie viele Stunden mit dem Bus gefahren waren, brachte ein kleines Flugzeug sie zu einem Ort in der Nähe von Shandia. Shandia selbst hatte noch keine Landebahn. Es lag mitten im Urwald an einer Flussbiegung. Die letzten Kilometer mussten sie also zu Fuß zurücklegen. Doch dann waren sie endlich da.


Shandia war keine Großstadt. Es war nicht einmal eine kleine Stadt oder ein Dorf. Es gab dort nur ein paar Hütten. Hier lebten einige Familien aus dem Stamm der Ketschua. Als Jim und Pete Shandia erreichten, wurden sie neugierig begrüßt. Jim hatte die letzten Monate spanisch gelernt, was man in Ecuador brauchte. Aber hier in Shandia verstanden die Menschen kein Spanisch. Stattdessen sprachen sie Ketschua. Jim war jetzt also seit 5 Monaten im Land Ecuador. Und jetzt war er endlich an dem Ort angekommen, an dem er als Missionar arbeiten wollte. Aber die typische Arbeit eines Missionaren, nämlich mit Menschen über Gott zu reden, konnte er immer noch nicht tun. Trotzdem war Jim nicht entmutigt. Er wusste, dass es ein schwieriger Weg war, aber er wusste auch, dass Gott ihnen helfen würde. Deshalb tat er einfach das, was als Nächstes zu tun war. Wieder einmal eine Sprache lernen. Jim war sehr dankbar, dass der Missionar, der die Missionsstation aufgebaut hatte, ihnen am Anfang half. In den nächsten Wochen und Monaten sah man Jim immer mit einem kleinen Notizbuch herumlaufen. Sobald er etwas von einem Ketschua hörte, versuchte er es aufzuschreiben und zu verstehen. Je mehr er das tat, desto mehr konnte er sich auch mit ihnen unterhalten. Aber das war nicht die einzige Aufgabe. Jim und Pete machten sich auch an die Arbeit, eine kleine Landebahn zu bauen. Da es keine Straßen in Shandia gab, konnte man den Ort auch nicht mit dem Auto erreichen. Aber als die Landebahn fertig war, konnte ein kleines Flugzeug dort landen. Es kam nun regelmäßig vorbei, um ihnen Lebensmittel zu bringen. Es brachte auch Post für sie mit und alles andere, was sie brauchten.


Außerdem bauten Jim und Pete eine kleine Schule und eine Krankenstation. Das waren keine großen Häuser, sondern einfache Holzhäuser. Aber es war trotzdem viel Arbeit, sie zu bauen. Jedes Brett musste entweder hergeflogen, oder selbst zugeschnitten werden. Und sie hatten auch keine elektrischen Werkzeuge, weil es dort keinen Strom gab. Aber nach und nach wurden die verschiedenen Häuser fertig.


„Bald beginnt die Schule“, erklärte Jim schließlich einem Ketschua. Er hatte einige Kinder und Jim hoffte, dass die Kinder zur Schule kommen würden. „Wofür brauchen wir eine Schule?“, wollte der Mann wissen. „Es ist wichtig, dass deine Kinder lesen lernen und die Bibel kennenlernen“, versuchte Jim ihn zu überzeugen. Und bald stand Jim das erste Mal vor seine Klasse. Es waren etwa 10 Jungen, die in die Schule kamen. Natürlich war die Schule ganz anders als bei uns. Es gab nicht so viele Fächer und es gab auch nicht so viele Schüler. Es gab auch keine Bücher, denn niemand konnte lesen. Und die Lehrer konnten selbst kaum die Sprache der Schüler. Aber trotzdem kamen die Kinder regelmäßig, um zu lernen, wie man Zeichen auf ein Papier schrieb und wie man diese Zeichen dann auch wieder lesen und verstehen konnte.


Die Tage von Jim und Pete war sehr ausgefüllt. Sie bauten, sie unterrichteten, sie versorgten Kranke und sie predigten. Manchmal lagen sie abends müde in ihren Betten. Beim Schein einer Kerze oder einer Petroleumlampe lasen sie noch etwas, bis sie einschliefen. Jim hatte ein anstrengendes Leben, aber er war glücklich. Er wusste, dass er genau an dem richtigen Ort war, dort, wo Gott ihn hingeschickt hatte. Und egal, wie schwer es war, er wusste, dass Gott bei ihm war und ihm half.


So vergingen die nächsten Monate. Ed McCully kam mit seiner Frau nach Ecuador, um auch in Shandia zu helfen. Genau wie Jim und Pete, lernte er erst einmal Spanisch. Außerdem kam auch Elisabeth, also Betty, nach Ecuador. Jim und Betty mochten sich schon lange. Wenn Jim je heiraten würde, dann wäre es Betty. Aber er wollte erst heiraten, wenn er sicher war, dass es Gottes Wille war. Aber Jim freute sich trotzdem sehr, dass Betty nun auch in Ecuador war. Gott hatte auch ihr gezeigt, dass er sie dort als Missionarin haben wollte. Sie wollte auf einer anderen Missionsstation arbeiten.


Jetzt waren sie etwa ein Jahr in Shandia. Sie konnten sich immer besser verständigen. Jim hätte am liebsten die meiste Zeit mit Predigen verbracht, aber trotzdem musste er weiter Häuser aufbauen. Doch in den letzten Tagen konnte er kaum etwas bauen. Es regnete ununterbrochen. Die Löcher, die er für die Pfähle der Häuser gegraben hatte, standen voller Wasser. Und der Regen hörte nicht auf. Jim schaute zum Fluss hinunter. Das Wasser stieg immer höher. Tagelang regnete es. Schließlich trat der Fluss über die Ufer. Das Wasser war so stark, dass es immer wieder die Böschung am Ufer zum Einstürzen brachte. Bald war das Wasser nur noch einige Meter von den Gebäuden entfernt. Jim saß in seinem Häuschen und überlegte, was er tun konnte. Aber es gab nichts. Er konnte keinen Damm bauen oder die Häuser befestigen. Er konnte auch den Regen nicht aufhören lassen. Es gab nur eines, das er tun konnte. Er konnte beten. Er wusste, dass er nicht allein war, sondern dass Gott bei ihm war.


„Herr, bewahre uns vor dem Hochwasser“, betete er.


Jedes Mal, wenn Jim hinausschaute, hatte der reißende Fluss wieder mehr von der Uferböschung weggespült. Der Fluss kam den Häusern immer näher. Bald würde er die Häuser mitreißen. Sie konnten nichts dagegen tun. Aber Jim dachte an all die Sachen, die sie extra mit nach Shandia genommen hatten. Der Stromgenerator, mit dem sie Strom erzeugen konnten. Seine Kamera, seine ganzen Bücher und Aufzeichnungen, ihre Werkzeuge. All das war sehr wichtig für sie. „Kommt, wir müssen die Sachen retten!“, sagte er schließlich. Auch viele der Ketschua halfen mit. Sie liefen durch den strömenden Regen. Als Erstes holten sie die Dinge aus dem Haus heraus, das nun schon direkt am Ufer des Flusses lag. Aber wohin sollten sie es bringen? In die Häuser, die ein paar Meter weiter weg lagen? Und wenn das Wasser auch bis dorthin kommen würde? So schleppten sie alles weiter in den Urwald hinein. Und dann hörten sie ein lautes Krachen. Als Jim nachschaute, sah er, wie das erste Haus im Fluss verschwand. Er war so dankbar, dass sie alles Wichtige vorher daraus gerettet hatten.


Der Regen hörte immer noch nicht auf und der Fluss beruhigte sich auch noch nicht. Lange Stunden später wurde die Schule und schließlich auch die Krankenstation mitgerissen. Einige Stunden später saßen sie etwas tiefer im Urwald unter einem schnell gebauten Unterstand. Sie hatten viele Sachen retten können, aber Shandia selbst gab es nicht mehr. Alles war im Fluss verschwunden. Als die Sonne einige Tage später wieder schien, konnten sie sich den Schaden ansehen. Alle Häuser, die sie mühsam von Hand gebaut hatten, waren zerstört.


Hatte Gott ihnen nicht helfen können? Jim betete viel. Er hatte viele Fragen an Gott. Und er war sich sicher, dass Gott allmächtig ist und ihnen hätte helfen können. Aber gleichzeitig wusste er, dass Gott oft einen anderen Plan hatte als die Menschen. Es gab Gründe, warum Gott dieses Unglück zugelassen hatte. Jim verstand es nicht, aber er vertraute Gott trotzdem. Außerdem gab es so viele Dinge, für die er dankbar sein konnte. Vor allem, dass sie ihre Sachen retten konnten, und dass niemand bei der Katastrophe gestorben war.


In den nächsten Tagen räumten sie auf, soweit es ging. Dann mussten sie überlegen und beten, was sie nun tun sollten. „Gott hat uns zu dieser Arbeit berufen, deshalb geben wir nicht auf. Shandia soll wieder aufgebaut werden“, waren sie sich einig. Und vor allem musste ihre eigentliche Arbeit weitergehen, den Menschen von Jesus zu erzählen. Schon bevor sie dafür wieder ein passendes Haus hatten, trafen sie sich draußen unter freiem Himmel und Jim predigte.


Schon bald begannen sie mit dem Aufbau. Jim und Pete bekamen Hilfe von Ed und seiner Frau. Und dann bekam Jim noch eine andere Hilfe. Nach all den Jahren, in denen er Betty schon kannte und liebte, wusste er nun, dass es Gottes Weg für sie war, zu heiraten. Auch Pete heiratete, so dass sie schließlich drei Familien waren. In Shandia wurde ein Gebäude nach dem anderen wieder aufgebaut. Aber sie bauten auch etwas weiter weg im Urwald Außenstationen der Missionsstation, damit sie die Ketschua, die dort wohnten, besser erreichen konnten.


Die nächsten zwei Jahre lebten Jim und Betty unter den Ketschua. Sie gaben Schulunterricht, sie reisten umher, um zu predigen. Und sie arbeiteten an einer Bibelübersetzung. Bald gab es die ersten Texte der Bibel in Ketschua. Es gab mittlerweile einige dort in Shandia, die Christen geworden waren. Sie hatten lesen gelernt und konnten nun selbst die Bibel lesen. Jim half ihnen, die Bibel besser zu verstehen, so dass bald auch einige von den Ketschua anfingen zu predigen.


Im Februar 1955 wurde Jims und Bettys Tochter Valerie geboren. Nach dem Unwetter hatte sich also viel getan. Jim war Gott sehr dankbar für seine Aufgaben. Aber er dachte auch immer wieder an die Waorani, einen Stamm, der tief im Urwald lebte und noch nie von Gott gehört hatte. Eigentlich wusste niemand so recht, wo sie lebten. War es möglich, dass Gott ihnen half, sie zu finden?




Jim Elliot - Mission Auca (3/5)


Lehre: Gott hat einen Plan.


Bibelvers: Psalm 32,8 Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du gehen sollst; ich will dir raten, mein Auge ist über dir.


„Wir haben sie gesehen. Wir wissen, wo sie ihre Häuser haben! Wir haben sie in der Nähe des Flusses Curaray gesehen!“ Nate und Ed waren ganz aufgeregt, als sie die Neuigkeit erzählten. Jim hielt vor Aufregung den Atem an. Sollte Gott ihr Gebet erhört haben?


Jim Elliot war ein amerikanischer Missionar in Ecuador. Er lebte und arbeitete in Shandia. Dort erzählte er den Ketschua, einem Volk von Ureinwohnern im Dschungel von Ecuador, von Jesus. Sie hatten dort eine Missionsstation aufgebaut mit einer Schule, einer Krankenstation und einer Landebahn, damit Nate Saint, der Missionspilot, sie dort erreichen konnte und ihnen Lebensmittel und andere Dinge, die sie brauchte, bringen konnte. Jim lebte dort mit seine Frau Betty. Auch Pete Flemming und Ed McCully und ihre Frauen waren Missionare und lebten dort in der Nähe. Mittlerweile hatten einige der Ketschua Jesus kennengelernt. Es war so etwas wie eine kleine Gemeinde entstanden und einige der Ketschua begannen schon, selbst zu predigen.


Aber dort in der Nähe, versteckt im Urwald gab es noch das Volk der Waorani. Die meisten Menschen sagten zu ihnen Auca, das bedeutete „Wilde“. Die Waorani lebten versteckt um Urwald. Sie hatten viele schlechte Erfahrungen mit Fremden gemacht. So kam es, dass sie jeden Fremden mieden. Nur manchmal kamen sie aus dem Urwald und überfielen ein Dorf und oft töteten sie Menschen. Auch jeden, der sich zu dicht in ihr Gebiet in den Urwald wagte, wurde getötet. Deshalb nannten die meisten sie „Auca“ - „Wilde“. Viele waren der Meinung, diese Menschen müssten selbst getötet werden, anders könne man sich nicht vor ihnen schützen. Aber Jim und seine Freunde waren anderer Meinung. „Sie töten nur, weil sie es nicht besser wissen. Sie müssen Gott kennenlernen, dann werden sie damit auch aufhören.“ Deshalb beteten Jim, Pete, Ed und Nate schon lange dafür, dass Gott ihnen die Möglichkeit gab, zu den Waorani zu gehen. Aber bisher wusste niemand so recht, wo sie überhaupt lebten. Da die Waoranigruppen auch untereinander im Streit lebten, wurden viele von ihnen getötet. Es gab also gar nicht mehr so viele aus dem Volk der Waorani. Wenn ihr Dorf von ihren Feinden entdeckt wurde, dann zogen sie einfach weiter und bauten es woanders wieder auf. Jim konnte also nicht zu ihnen gehen, weil er erstens nicht wusste, wo sie lebten, und weil er sie zweitens erst einmal davon überzeugen musste, dass er ein Freund und kein Feind war. Das hörte sich alles fast unmöglich an.


Doch Jim wusste, dass Gott einen Plan für sein Leben hatte. Gott hatte ihn hier nach Ecuador und nach Shandia geführt. Gott hatte auch einen Plan für sein weiteres Leben. Und wenn es Gottes Plan war, dass er zu den Waorani gehen sollte, dann würde Gott auch die Möglichkeit dazu geben.


Als Jim also im Jahr 1955 von Nate, dem Missionspiloten, und Ed, einem anderen Missionar hörte, dass sie Häuser der Waorani gesehen hatten, war er ganz aufgeregt. Die Missionare trafen sich, um darüber zu reden. Auch Pete, der Missionar, mit dem Jim nach Ecuador gekommen war, war dabei.


„Das ist die Gelegenheit, ich bin sicher, dass Gott dir dieses Dorf gezeigt hat, damit wir zu ihnen gehen sollen“, rief Jim ganz aufgeregt. „Ja, mag sein, aber wir haben immer noch das Problem, dass sie jeden Fremden töten“, versuchte Ed ihn zu beruhigen. Aber so schnell gab Jim nicht auf. „Dann müssen wir ihnen eben sagen, dass wir Freunde sind“, schlug er vor. „Und wie?“, wollte Ed wissen. „Du kannst ihre Sprache nicht. Außerdem wärst du tot, bevor du überhaupt etwas sagen könntest.“ Jim schwieg. Er erkannte ja selbst die Probleme. Aber Gott war nichts unmöglich. Wenn es sein Plan war, dass sie dort hingingen, dann könnte es irgendwie gelingen. Irgendwie. Das war das Problem. Wie konnten sie die Waorani überzeugen, dass sie Freunde waren, ohne bei diesem Versuch getötet zu werden.


„Ich habe da vielleicht eine Idee“, wandte Nate ein. Er holte eine kleines Flugzeugmodel. Es sah genau aus, wie sein gelbes Missionsflugzeug, aber natürlich nur viel kleiner. Dann erklärte er den anderen, was ihm eingefallen war. „Wir können ein langes Seil aus dem Flugzeug lassen. Daran binden wir einen Korb. Dann fliege ich im Kreis über den Häusern der Waorani. Wenn ich die richtige Strecke fliegen und die richtige Geschwindigkeit habe, dann bleibt der Korb genau in der Mitte des Kreises. So können wir ihn langsam bis zum Boden herunterlassen. Wir können Geschenke für die Waorani hineinlegen.“ Alle dachten lange über diese Idee nach und stimmten schließlich zu. „Noch etwas“, sagte Jim. „Wir sollten anderen nicht von den Waorani erzählen. Sie könnten sonst statt mit Geschenken mit Waffen zu ihnen gehen.“ „Da hast du Recht“, erwiderte Ed, „Das „Unternehmen Auca“ bleibt erst einmal unser Geheimnis.“


Kurz darauf startete das „Unternehmen Auca“. Nate brach zu seinem ersten Geschenkeflug zum Dorf der Waorani auf. Ed unterstützte ihn. Als sie direkt über den Häusern der Waorani waren, flohen die Waorani schnell in ihre Häuser. Sie hatten Angst. Sie hatten schon oft Flugzeuge ganz weit oben am Himmel gesehen. Aber dieses hier war so nah, dass sie lieber wegliefen. Nate versuchte es trotzdem. Sie ließen langsam den Korb herunter. Erst wackelte er stark hin und her, aber schließlich gelang es Nate mit der richtigen Geschwindigkeit und der richtigen Flugstrecke, den Korb ruhig an einem Ort zu halten. Jetzt flog er immer tiefer, so dass der Korb langsam auf den Boden glitt. In dem Korb war ein Alukessel, einige bunte Knöpfe und ein Beutel mit Salz. Sie hatten den Korb mit unten Bändern verziert, damit er gut gesehen wurde. Kaum hatte der Korb den Boden berührt, kam vorsichtig einer der Waorani heran. Schnell holte er die Geschenke und verschwand wieder. Nate und Ed flogen noch ein paar Mal über das Dorf, dann kehrten sie um.


Von nun an flogen sie jede Woche einmal zu dem Dorf. Mit der Zeit wussten die Waorani schon, dass das gelbe Flugzeug keine Gefahr bedeutete, sondern ihnen Geschenke brachte. Sie winkten, sobald sie es sahen. Nate flog ganz tief über den Baumwipfeln. So konnte er die Waorani gut sehen und sie konnten ihn sogar erkennen. Sie winkten ihm und Nate winkte zurück.


Jim hatte noch eine andere Idee. Nates Schwester Rachel kannte eine Waoranifrau, die vor einigen Jahren aus ihrem Dorf geflohen war. Dayuma lebte nun bei den Ketschua. Jim besuchte sie. Natürlich konnte er nichts von ihrem „Unternehmen Auca“ erzählen, das wäre zu gefährlich. Aber Jim sagte Dayuma, dass er gern ein paar Sätze in Waorani lernen möchte. Dayuma war gern bereit, ihm zu helfen. „Biti miti punimupa, das bedeutet: Ich habe dich gern und möchte dein Freund sein.“ Jim versuchte, den Satz möglichst genau zu wiederholen. „Biti miti punimupa.“ Er übte solange, bis Dayuma sagte: „Jetzt ist es richtig.“ Jim schrieb sich noch einige andere Sätze auf und übte sie mit Dayuma.


Nate baute einen kleinen Lautsprecher an sein gelbes Flugzeug. Als sie das nächste Mal über das Dorf der Waorani flogen, erklangen aus dem Lautsprecher Sätze in Waorani: „Biti miti punimupa.“


Als Nate wieder einmal von seinem Flug zurückkam, leuchteten seine Augen vor Aufregung. „Was ist geschehen?“, fragten die anderen ihn neugierig. „Wir haben auch etwas geschenkt bekommen“, erklärte er. Dann zeigte er, was die Waorani in den Korb gelegt hatten: einen selbst hergestellten Federschmuck. Von nun an erhielten sie immer wieder Gegengeschenke von den Waorani, Kämme oder Armbänder, und einmal sogar einen lebenden zahmen Papagei in einem selbst gebauten Käfig.


„Jetzt ist es endlich so weit“, sagte Jim. „Die Waorani sind unsere Freunde!“ Die Missionare waren sich einig, dass sie nun bald selbst zu den Waorani gehen konnten. Aber es blieb trotz allem noch gefährlich. Es war etwas anderes, Geschenke aus der Luft zu ihnen zu bringen, oder selbst zu ihnen zu gehen. Trotzdem waren sie sich einig, dass es Gottes Plan war. Gott würde ihnen helfen. Jim, Pete, Ed und Nate bekamen noch Unterstützung von Roger, einem fünften Missionar. Dann schmiedeten sie Pläne. Erst einmal sollten nur die Männer zu den Waorani gehen. Später sollten dann die Frauen hinterherkommen.


Als Jim später mit seiner Frau Betty redete, war er immer noch aufgeregt. „Bald können wir zu ihnen gehen“, erklärte er. „Aber du weißt, was sie mit Fremden tun“, erwiderte Betty. „Was ist, wenn sie euch auch umbringen?“ „Sie wissen doch jetzt, dass wir Freunde sind“, antwortete Jim. „Ich muss gehen. Sie haben noch nie etwas von Gott gehört, sie müssen ihn kennenlernen.“ Betty war immer noch nicht sicher: „Es wurden schon so viele getötet“, erklärte sie. „Gott kann uns helfen“, sagte Jim, „aber wenn Gott es will, dann bin ich auch bereit, für die Waorani zu sterben.“ Betty nahm Jim in den Arm. Auch sie glaubte an Gott. Auch sie hatte alles aufgegeben für Gott und war als Missionarin nach Ecuador gekommen. Sie wusste, dass es das Wichtigste war, Gott zu gehorchen - egal, was es kosten würde. Und wenn es Gottes Plan war, dass Jim mit den anderen zu den Waorani ging, dann war sie bereit, ihren Mann zu unterstützen.


Die 5 Missionare besprachen regelmäßig ihren Plan und beteten dafür. Erst einmal mussten sie den besten Weg zu den Waorani finden. Der Urwald war dicht. Am besten ging es über den Fluss, aber auch das war ein langer, gefährlicher Weg. Doch dann gab Gott ihnen eine andere Möglichkeit. Nate entdeckte aus seinem Flugzeug einen kleinen Sandstrand am Fluss. Von den Häusern der Waorani konnte man dort zu Fuß hingehen. Und der Sandstrand war gerade lang genug, dass er mit seinem kleinen Flugzeug dort landen konnte. Nate testete den Boden. Ja, er war hart genug zm Landen. Sie nannten den kleinen Strand „Palm Beach“ - Palmenstrand. Nun wurden schnell alle weiteren Vorbereitungen getroffen. Anfang Januar sollte es dann so weit sein, sie wollten nach „Palm Beach“ fliegen und dort direkt Kontakt mit den Waorani aufnehmen.




Jim Elliot - Palm Beach (4/5)


Lehre: Gott gibt Mut


Bibelvers: Josua 1,9 Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn mit dir ist der HERR, dein Gott, wo immer du gehst.


Am 3. Januar 1956 war es endlich so weit. Jim war jetzt seit vier Jahren in Ecuador. In dieser Zeit hatte er in Shandia auf der Missionsstation gearbeitet. Aber er hatte immer dafür gebetet, dass er zu dem Stamm der Waorani gehen konnte, die im Urwald lebten und noch nie von Gott gehört hatten. So einfach war das aber nicht, weil die Waorani normalerweise jeden töteten, der ihnen zu nahe kam. Deshalb war Nate Saint, der Missionspilot, in den letzten Wochen immer wieder über das Gebiet der Waorani geflogen und hatte ihnen Geschenke gebracht. Und schließlich hatten die Waorani ihnen auch Geschenke in den Korb, der am Flugzeug hing, gelegt. Endlich hatten sie entschieden: „Jetzt ist es Zeit, dass wir persönlich zu den Waorani gehen.“


Die 5 Missionare, die zu dem „Unternehmen Auca“ gehörten, waren Jim Elliot, Nate Saint, Ed McCully, Pete Flemming und Roger Youderian. Sie verabschiedeten sich von ihren Frauen und Kindern. Sie wussten, dass Gott sie so weit geführt hatte. Aber trotzdem hatten sie auch Angst. Wie würden die Waorani reagieren? Was wäre, wenn sie selbst angegriffen wurden? Sie hatten Angst, aber Gott gab ihnen Mut. So beteten sie und legten alles in Gottes Hand. Dann ging es los.


Nate brauchte einige Flüge, um seine Freunde und alles Material, das sie benötigten, nach Palm Beach zu fliegen, dem kleinen Sandstrand am Fluss Curaray. Nate hatte diesen Strand vor einiger Zeit entdeckt. Er war nur einige Kilometer vom Dorf der Waorani entfernt. Die fünf hatten viel Gepäck dabei, Bretter und Werkzeuge, Notizbücher und ein Fotoapparat, und natürlich genug Essen und Trinken für die nächsten Tage. Aber schließlich waren sie mit allem Gepäck auf dem kleinen Sandstrand „Palm Beach“ angekommen. Sie waren nun mitten um Urwald. Der Urwald war ein gefährlicher Ort. Zum einen gab es die Waorani, die sie angreifen konnten, und zum anderen gab es dort viele gefährliche Tiere. Sie schauten sich ein wenig ängstlich um. Die Büsche am Rande der Lichtung waren sehr dicht. Versteckte sich vielleicht ein wildes Tier dahinter? Aber auch hier gab ihnen Gott Mut. Sie dachten nicht mehr an die Gefahren, sondern an ihre Aufgabe. Als Erstes bauten die Männer sich kleine Hütten in die Bäume. Es waren keine Luxushäuser, sondern einfache kleine Holzhütten. Aber dort konnten sie sicher schlafen, ohne von wilden Tieren überrascht zu werden.


Nate schaute immer wieder auf seine Uhr. Er hatte seiner Frau versprochen, um eine bestimmte Zeit am Funkgerät zu sein. Dann würde sie auch vor ihrem Funkgerät sitzen und er konnte ihr berichten, wie es ihnen ging. „Alles in Ordnung“, berichtete er. „Die Hütten sind aufgebaut. Nun werden wir die Waorani einladen.“


Dann stieg Nate in sein kleines gelbes Flugzeug. Er startete und flog dann zum Dorf der Waorani. Möglichst tief kreiste er über den Hütten. Durch einen Lautsprecher, den er am Flugzeug angebracht hatte, rief er den Waorani zu: „Kommt morgen an den Cuaray!“ Natürlich in ihrer Sprache. Auch wenn die Missionare die Sprache nicht konnten, hatten sie sich doch ein paar Sätze in Waorani aufschreiben lassen und sie gelernt.


Nun mussten die fünf warten. Die Nacht war sehr unruhig. Sie hörten all die vielen Geräusche von den wilden Tieren des Urwalds. Sie waren außerdem sehr aufgeregt. Aber schließlich konnten sie doch einschlafen. Jim war am nächsten Tag schon sehr früh wach. Als er aus dem Baumhaus kletterte, sah er unten am Strand die Spuren eines Pumas. Gut, dass sie sich die Hütten gebaut hatten. Zur Sicherheit tastete Jim nach seiner Pistole. Ihm war klar, dass er nie damit auf einen Menschen schießen würde. Aber vielleicht konnte die Waffe sie vor wilden Tiere bewahren.


Den Tag verbrachten sie damit, ihre Ausrüstung zu sortieren, die Landbahn zu verbessern und Sätze in Waorani in den Urwald hineinzurufen. „Biti miti punimupa“ - „Ich habe dich gern und möchte dein Freund sein.“ Bei jedem Geräusch aus dem Urwald erwarteten sie, jemanden der Waorani zu sehen, aber sie kamen nicht. Auch am nächsten Tag kam niemand. Hatten sie vielleicht immer noch Angst vor ihnen? Oder hatten sie die Nachricht nicht verstanden?


Im Dorf der Waorani wurde in der Zwischenzeit viel diskutiert. „Wir können den Fremden nicht trauen“, sagten die einen. „Aber sie waren bisher immer freundlich“, erwiderten andere. „Wir sollten sie töten.“ „Nein, lasst uns erst einmal herausfinden, was sie wollen.“


In „Palm Beach“ wurde Jim immer unruhiger. „Wir sollten zu ihrem Dorf gehen“, sagte er. Aber die anderen überzeugten ihn, dass sie lieber noch warten sollten. Am Vormittag des 6. Januars hörten sie plötzlich einen Ruf aus dem Urwald. War das ein Tier? Oder ein Mensch? Jim schaute sich um. Schließlich sah er einen Mann und zwei Frauen aus dem Urwald treten. Es waren Naenkiwi, Gimari und Mintaka. Gimari war die Schwester von Dayuma, der Waoranifrau, die vor Jahren aus dem Urwald geflohen war und die Jim die Sätze in Waorani beigebracht hatte. Aber das wusste Jim natürlich nicht. Er war sehr überrascht. Deshalb brauchte er auch etwas, bis ihm der passende Satz in Waorani einfiel. „Puinani“, Willkommen. Mintaka antwortete und hörte gar nicht mehr auf zu reden. Aber Jim und die anderen verstanden natürlich nichts. Doch das schien Mintaka nicht zu stören. Sie redete einfach weiter. Jim wusste nicht genau, was er tun sollte. Schließlich ging er ihnen entgegen. Er nahm sie bei der Hand und führte sie in ihr kleines Lager.


Naenkiwi, Gimari und Mintaka schauten sich neugierig um. Sie schienen keine Angst zu haben und sie schienen auch nicht gefährlich zu sein. Sie waren einfach neugierig. Nate holte schnell seine Kamera heraus und begann, Fotos zu machen. Jim versuchten, möglichst alles in seinem Notizbuch aufzuschreiben. Schließlich zeigte Naenkiwi zum Flugzeug. Er schien etwas zu wollen. Als die Missionare es nicht verstanden, stieg er einfach in das Flugzeug ein und redete weiter. „Er will fliegen“, erkannte Nate. So flog Nate mit Naenkiwi eine kleine Runde. Erst hatte Naenkiwi Angst, aber dann schien es ihm zu gefallen. Naenkiwi winkte und schrie, als er unter sich sein nun winziges Dorf sah. Gegen Abend verschwanden Naenkiwi und Gimari plötzlich im Urwald. Nur Mintaka blieb noch dort. Sie redete immer noch viel und stellte immer wieder Fragen. Mintaka war dort, weil sie wissen wollte, ob Dayuma noch lebte. „Lebte Dayuma noch?“, „Wo ist sie?“, „Bringt mich zu ihr!“, sagte sie. Aber Jim und die anderen konnten sie nicht verstehen. Schließlich verschwand auch Mintaka.


Jim schaute ihr in den Urwald hinterher. Er und die anderen waren ganz aufgeregt. Was sie erlebt hatten, war wahrscheinlich die erste friedliche Begegnung mit den Waorani. Nate funkte seine Frau an und berichtete ihr alles, was sie erlebt hatten. „Vielleicht kommen sie morgen wieder“, sagte er.


Aber am nächsten Tag warteten sie vergeblich. Niemand erschien in „Palm Beach“. Am übernächsten Tag , am 8. Januar, stieg Nate schließlich in sein Flugzeug. Er flog über das Dorf der Waorani. Und dann sah er, dass einige Waorani unterwegs zum Fluss waren. Schnell flog er zurück und berichteten den anderen davon. Dann warteten sie.


Naenkiwi und Gimari waren zurück zu ihrem Dorf gegangen. Aber unterwegs waren sie Nampa, Gimaris Bruder, begegnet. Nama wollte auch mit einigen anderen Männern zum Fluss zu den Fremden gehen. Aber nun sah er Naenkiwi und Gimari allein im Urwald. Nampa wurde wütend: „Ihr seid nicht verheiratet. Es ist nicht in Ordnung, dass ihr allein im Urwald unterwegs seid!“, schimpfte er. Naenkiwi gefiel es nicht, so ausgeschimpft zu werden. Er brauchten schnell eine gute Ausrede und eine Ablenkung. „Wir waren bei den Fremden“, erklärte er deshalb. „Sie haben uns angegriffen. Sie wollten uns töten.“ Gimari schaute ihn verwirrt an. Aber sie sagte nichts dazu. Ihr Bruder Nampa und die anderen wurden wütend. „Ich habe doch gesagt, sie sind gefährlich“, sagte jemand. Statt zum Fluss zu gehen, gingen sie alle in ihr Dorf zurück und berieten, was sie tun sollten.


„Ich gehe zum Fluss“, sagte Nampa schließlich. Gikita, der Bruder von Mintaka, und ein paar andere Männer schlossen sich ihm an. Sie nahmen ihren langen Speere mit. Als sie durch den Urwald zum Fluss gingen, sahen sie über sich das kleine gelbe Flugzeug. Nate sah sie auch und berichteten seinen Freunden davon. Schließlich kamen die Waorani zum Strand am Fluss. Dies war die zweite Begegnung mit den Missionaren. Aber dieses Mal waren sie bewaffnet und sahen nicht mehr freundlich aus. „Wir sind eure Freunde“, riefen die Missionare. Aber die Waorani hörten nicht auf sie, sondern warfen ihre Speere und töteten Jim und seine Freunde.


Nates Frau warteten an diesem Nachmittag am Funkgerät vergeblich auf eine Nachricht von Nate. Sie hörte nichts. Am nächsten Tag flog schließlich ein anderer Missionspilot über „Palm Beach“. Er sah ein zerstörtes Flugzeug und er konnte auch einige der toten Missionare entdecken. Sie schickten eine Expedition los, die einige Tagen später dort eintraf und die Missionare begrub und ihre Sachen zurück zu ihren Frauen brachte.


Jim hatte den Mut gehabt, zu den Waorani zu gehen, um ihnen zu zeigen, dass sie Freunde waren. Gott selbst hatte ihm und seinen Freunden den Mut gegeben. Aber nun waren sie gestorben. Hatte das alles überhaupt irgendeinen Sinn gehabt? In Shandia blieben Betty und die anderen Frauen allein zurück. Sie waren sehr traurig. Aber sie sagten: „Jetzt ist es umso wichtiger, dass die Waorani die Botschaft der Vergebung hören. Wir werden Gott um Mut bitten und hier bleiben.“




Jim Elliot - Bei den Waorani (5/5)


Lehre: Gott kann aus allem etwas Gutes machen.


Bibelvers: Römer 8,28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind.


Jim, Nate, Pete, Ed und Roger waren als Missionare zu den Waorani gegangen. Aber dann hatten die Waorani sie getötet. Die Frauen und die Kinder der Missionare waren natürlich sehr traurig. Sie konnten es nicht verstehen, warum das geschehen war. Elisabeth Elliot, die Frau von Jim Elliot, die auch Betty genannt wurde, fragte sich immer wieder, warum Gott das zugelassen hatte. Sie hatten nach Gottes Wille gefragt. Und Gott hatte sie so geführt, dass sie schließlich zu den Waorani gehen konnten. Aber dann war das große Unglück geschehen. Warum? Betty wusste es nicht. Sie und ihre Tochter Valerie vermissten Jim sehr. Aber sie dachten auch immer wieder daran, was Gott in seinem Wort versprochen hatte: „Denen, die Gott lieben, werden alle Dinge zu Besten dienen.“ Daran glaubte Betty und darauf vertraute sie.


In der nächsten Zeit bekam Betty immer wieder Briefe von Menschen aus der ganzen Welt. Sie hatten davon gehört, was mit Jim und seinen Freunden geschehen war. „Wir beten für euch und für die Waorani“, schrieben sie. Und: „Jim ist ein Vorbild für uns. Wir wollen selbst bereit sein, für Gott zu leben.“ Viele Menschen wurden durch die Geschichte von den Missionaren ermutigt. Langsam verstand Betty, dass Gott auch schlimme Dinge zum Guten nutzen konnte.


Betty und die anderen Frauen waren sich einig, dass die Waorani nun umso mehr die Botschaft der Vergebung brauchten. So blieben sie in Ecuador. Betty arbeitete weiter in Shandia. Sie unterrichtete an der Schule, versorgte die Kranken und erzählte, wann immer es ging, von Gott. Sie hatte viel zu tun. Außerdem musste sie sich um ihre kleine Tochter Valerie kümmern. So verging die Zeit.


Zwei Jahre später besuchte Betty eine andere Missionsstation. Sie war gerade in ihrer Hütte, als sie von draußen lautes Rufen hörte. Die Menschen, die an dem Ort lebten, schienen sehr aufgeregt zu sein. Schnell lief Betty nach draußen. Sie sah, dass die Männer ihre Gewehre geholt hatten und zum Fluss hinunter liefen. Betty versuchte zu erkennen, was los war. Dann sah sie es. Zwei Frauen waren aus dem Urwald gekommen. Es waren Frauen der Waorani. Die anderen hatten Angst, denn die Waorani waren ein gefürchteter Stamm. Oft schon hatten sie andere getötet. Und sie waren es auch, die die fünf Missionare getötet hatten. Aber die Frauen sahen nicht gefährlich aus. Doch vielleicht kamen bald noch bewaffnete Waorani aus dem Urwald. Doch schließlich beruhigten sich alle etwas. Betty ging auf die Frauen zu, um sie zu begrüßen. Sie konnten sich nicht verstehen, aber trotzdem war Betty sehr glücklich. Sie und Jim hatten so lange für die Waorani gebetete.


Die Frauen waren Mintaka, die schon die 5 Missionare am Strand besucht hatte, und Mankamu. Sie gingen mit Betty zurück nach Shandia. Als Rachel Saint, die Schwester von Nate, dem Missionspiloten, davon hörte, kam sie sofort nach Shandia. Sie brachte auch Dayuma mit. Dayuma war eine Waoranifrau, die schon vor langer Zeit aus dem Urwald geflohen war. Von ihr hatte Jim ein paar Sätze in Waorani gelernt. Dayuma begrüßte Mintaka und Mankamu. Sie kannte sie sogar von früher. Es waren ihre Tanten. Mintaka und Mankamu blieben einige Monate in Shandia wohnen. Auch wenn die Verständigung schwierig war, versuchte Betty, wenigstens ein wenig von ihrer Sprache zu lernen. Immer hatte sie einen kleinen Notizblock dabei. Wenn sie etwas hörte, schrieb sie es auf und versuchte, es zu verstehen und zu lernen.


Mintaka und Mankamu fühlten sich dort in Shandia wohl. Aber nach einiger Zeit sagten sie, warum sie eigentlich gekommen waren. Dayuma übersetzte für sie: „Komm mit zu unserem Stamm und erzähle uns von Gott“, baten sie Betty. Betty staunte. So lange hatten sie dafür gebetet, dass sie zu den Waorani gehen konnten und nun kamen die Waorani zu ihnen und baten sie sogar, zu kommen. Betty fragte Gott um Rat und bald war ihr klar, dass Gott selbst ihr diese Möglichkeit gab. Gott hatte das Unglück der fünf Missionare gebraucht, und er machte daraus etwas Gutes.


Betty fing an zu planen. Natürlich würde sie ihre Tochter Valerie mitnehmen. Sie konnte nicht allein bleiben. Rachel wollte auch mit dabei sein, und auch Dayuma. Also wurde alles vorbereitet.


Erst einmal gingen Mintaka und Mankamu zusammen mit Dayuma zu ihrem Stamm zurück, um die Ankunft der anderen Frauen vorzubereiten. Dann kamen sie nach Shandia zurück und holten Betty und Rachel ab. Betty hatte alles eingepackt, was sie brauchte. Einige der Männer aus Shandia waren bereit, ihnen beim Tragen zu helfen. Einer schnallte sich sogar einen Art Stuhl auf den Rücken, in dem die kleine Valerie sitzen konnten, denn es war ein langer Weg. Alle waren sehr angespannt. Vor allem ihre Begleiter schauten sich immer wieder ängstlich um. Würden die Waorani sie wirklich friedlich empfangen, wie Mintaka es versprochen hatte?


Nach einem sehr langen Fußmarsch durch den Urwald kamen sie an ein paar kleinen Hütten an. „Wir sind da“, kündigte Mintaka an. Während ihre Helfer das Gepäck abluden und sich schnell wieder auf den Rückweg machten, schaute Betty sich neugierig um. Das Dorf war wirklich nicht groß. Shandia, der Ort, an dem die Missionsstation war, war dagegen eine Großstadt. Hier gab es nur ein paar wenige Hütten. Sie waren auf einer Lichtung am Fluss gebaut.


Die Mitglieder des Stammes kamen zusammen, um die beiden Frauen zu begrüßen. Dayuma stellte ihre Familie vor. Betty versuchte, sich die Namen zu merken. Einige der Gesichter hatte sie schon auf den Fotos gesehen, die die 5 Missionare zwei Jahre vorher gemacht hatten. Betty wusste, dass auch die Männer dabei waren, die Jim und die anderen umgebracht hatten. Aber Betty hatte ihnen vergeben. Sie war nicht wütend. Sie staunte stattdessen darüber, wie Gott aus dem Tod der 5 etwas Gutes gemacht hatte, nämlich, dass sie nun hier sein durfte.


Betty, Rachel und Valerie richteten sich in dem kleinen Dorf ein. Bald hatte Betty ihre eigene Hütte. Aber die Hütten der Waorani waren keine festen Häuser. Sie bestanden nur aus ein paar Pfählen, die mit Palmenblättern bedeckt waren. Es gab keine Türen und keine Fenster, denn es gab auch keine Wände. Wenn man in seiner Hütte war, konnte man alle anderen gut sehen und mit ihnen reden, ohne, das Haus zu verlassen. Aber auch alle anderen konnten einen den ganzen Tag beobachten. Es gab auch keine Möbel. Das einzige, was die Waorani und nun auch Betty hatten, waren Hängematten, in denen sie schlafen konnten. Schränke gab es auch nicht. Betty packte all ihre Sachen in Beutel und hängte sie an die Pfähle ihrer Hütte auf. So waren alles aufgeräumt. Die Dinge, die nicht nass werden durften, wie ihre Bücher, das Radio oder ihre Kamera, waren in Plastiktüten verpackt. In jeder Hütte gab es ein Feuer. Dort wurde gekocht und es hielt in der Nacht die Tiere fern.


Bettys Leben war nun ganz anders als vorher. Sie lebte mit den Waorani, fast so wie sie. Etwas Luxus hatte sie. Denn hin und wieder kam der Missionspilot mit seinem Flugzeug. Er flog über das Dorf und warf vom Flugzeug aus die Dinge für Betty ab, die sie brauchte. Die schwierigste Aufgabe für Betty war es, nun die Sprache er Waorani zu lernen. Sie arbeitet mit Rachel zusammen. Immer wieder verglichen sie ihre Notizen. Wenn sie ein neues Wort gelernt hatten, dann versuchten sie, das Wort mit den Waorani zu gebrauchen. Oft wurden sie komisch angeschaut oder die Waorani lachten laut, weil ihre Sprache aus dem Mund der zwei Frauen so komisch und falsch klang. Aber es gelang ihnen immer besser.


Betty wohnte zwei Jahre lang bei den Waorani. Danach kehrte sie zurück, aber Rachel blieb noch weiter dort. Mit der Zeit konnten sie die Sprache so weit, dass sie den Waorani von Gott erzählen konnten. „Ihr habt unsere Männer getötet“, erklärten sie. „Aber wir haben euch vergeben. Gott ist noch viel größer. Er will uns allen unser Unrecht vergeben, wenn wir ihn darum bitten.“


„Ich will daran glauben“, sagten nach einiger Zeit einige der Waorani. Zu ihnen gehörten auch ein paar der Mörder von Jim und seinen Freunden. Gott vergab ihnen, was sie getan hatten.


Nach und nach wurden Teile der Bibel in die Sprache der Waorani übersetzt. Nun konnten sie selbst Gottes Wort lesen und Gott besser kennenlernen. Im Jahr 1992 wurde das ganze Neue Testament in Waorani fertig.


„Denen, die Gott lieben, werden alle Dinge zum Besten dienen.“ Auch den Tod der fünf Missionare hat Gott gebraucht, um Betty und anderen die Möglichkeit zu geben, den Waorani von Gott zu erzählen.




Bilder: man kann einige Origonalbilder online finden, z.B. Operation Auca
(Nate mit Waorani, 5 Missionare, Waorani heute, mit Waorani vor dem Flugzeug, 3 der Missionare, Rachel Saint (Schwester von Nate))


Quellen:
Im Schatten des Allmächtigen: Das Tagebuch Jim Elliots; von Elisabeth Elliot
Die Mörder - meine Freunde; von Elisabeth Elliot
Durchs Tor der Herrlichkeit; von Elisabeth Elliot