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(Josef gibt sich zu erkennen)
Bibeltext: 1. Mose 43,1-45,28
Lehre: Vergib dem anderen!
Bibelvers: Epheser 4,32 (Luth): Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Die Söhne Jakobs waren aufgeregt. Sie bereiteten alles gut vor. Sie wollten keinen Fehler machen. Schließlich ging es um ihr Leben. Endlich hatte ihr Vater Jakob ihnen die Erlaubnis gegeben, mit Benjamin zusammen nach Ägypten zu gehen. Dort saß Simeon immer noch im Gefängnis. Eigentlich wollte Jakob Benjamin nicht gehen lassen, aber jetzt hatten sie wieder kein Getreide und nichts zu essen. „Ich verspreche dir, dass ich ihn zurückbringe“, sagte Juda zu seinem Vater. „Wenn Benjamin etwas passiert, dann will ich die Schuld tragen.“
Und jetzt waren die Brüder mit Benjamin auf dem Weg. Aber Angst vor dem Ägypter hatten sie trotzdem. Schließlich hatte jeder von ihnen ja sein Geld wieder in seinem Getreidesack gefunden. Jetzt würde er nicht nur denken, sie seien Spione, sondern auch noch Diebe. Aber es blieb ihnen ja keine andere Wahl, wenn sie Essen kaufen wollten. So packten sie das Geld wieder ein und noch Geld für neues Getreide. Sie luden viele Geschenke auf ihre Esel, die sie dem Ägypter bringen wollten: Honig, Myrrhe, Nüsse und Mandeln. Vielleicht würde er ihnen dann ja glauben.
Als sie in Ägypten ankamen, wurden sie direkt in das Haus von Josef gebracht. „Er will uns bestimmt überfallen, ausrauben und als Sklaven nehmen“, befürchteten sie. Sofort sprachen sie den Verwalter in Josefs Haus an. „Als wir das letzte Mal hier eingekauft haben, war später das Geld wieder in unseren Getreidesäcken. Wir wissen nicht, wie es da hinein gekommen ist. Aber hier ist es. Wir wollten das Getreide nicht stehlen.“ Der Verwalter war verwundert. „Ich habe beim letzten Mal euer Geld bekommen, es ist alles in Ordnung“, erklärte er. Dann bereiteten die Brüder die Geschenke vor, die sie für Josef mitgebracht hatten. Alles wurde schön aufgebaut. Und dann konnten sie nur noch abwarten.
Auf einmal ging die Tür auf und sie sahen ihren Bruder Simeon wieder. Er wurde aus dem Gefängnis zu ihnen gebracht. Dann bekamen sie Wasser, um ihre Füße von der langen Reise zu waschen. Einige Diener brachten Futter für die Esel der Brüder. Und dann kam Josef in den Raum. Sofort fielen die Brüder vor ihm nieder. Sie erkannten ihn ja nicht.
Josef begrüßte sie freundlich. Er freute sich trotz allem, seine Brüder wieder zu sehen. Und dann sah er auch Benjamin, seinen jüngsten Bruder endlich wieder. Als er Benjamin begrüßt hatte, konnte Josef die Freudentränen kaum zurückhalten. Schnell ging er aus dem Raum, damit niemand ihn weinen sah. Er war glücklich zu sehen, dass es seinen Brüdern gut ging, denn trotz allem war er ihnen nicht mehr böse, dass sie ihn damals verkauft hatten. Josef hatte ihnen vergeben. Das möchte Gott auch von uns. Gott möchte, dass wir einander vergeben. Vielleicht hat dir jemand Unrecht getan und du denkst, du hättest das Recht, wirklich böse und gemein zu sein. Trotzdem sollst du vergeben. Das hat Josef getan.
Als er sich die Tränen aus dem Gesicht gewaschen hatte, ging er wieder zu seinen Brüdern in den Raum. Dann ließ er das Essen hineinbringen. Es gab ein großes Festmahl. Jeder bekam leckeres Essen und Trinken. Und Benjamin bekam extra viel. So langsam verschwand die Angst der Brüder ganz. Es schien jetzt doch alles in Ordnung zu sein. Sie atmeten auf und konnten sich endlich auch wieder richtig freuen. So genossen sie das Essen.
Am nächsten Morgen machten sie sich dann früh auf den Heimweg. Josef hatte ihre Getreidesäcke wieder mit Getreide füllen lassen. Und auch dieses Mal ließ er das Geld wieder oben in die Säcke legen. Aber dann befahl er seinem Diener noch etwas: „Lege meinen silbernen Becher in den Sack des Jüngsten hinein.“ Josef hatte seinen Brüdern vergeben, aber er wollte sie noch einmal prüfen. So zogen seine Brüder los, ohne Josef erkannt zu haben. Sie waren glücklich, dass jetzt alle wieder mit nach Hause durften und sie wieder neues Getreide kaufen konnten.
Aber kaum hatten sie die Stadt verlassen, hörten sie eine Stimme hinter sich rufen. „Halt, bleibt stehen!“. Das war der Verwalter von Josef, der die Brüder eingeholt hatte. Die Brüder blieben stehen und schauten sich verwundert an. „Warum habt ihr das getan?“, fragte der Verwalter. Die Brüder wussten immer noch nicht, was geschehen war. „Ihr habt den silbernen Becher meines Herrn gestohlen!“, beschuldigte der Verwalter sie. „Nein, das kann nicht sein“, sagte sofort einer der Brüder. „Wir sind doch keine Diebe. Wir haben doch sogar das Geld zurück gebracht, das oben auf unseren Säcken lag. Wieso sollten wir jetzt noch etwas stehen? Aber du kannst gerne alles durchsuchen.“
„Der Dieb muss bestraft werden“, sagte der Verwalter, „wenn ich den Becher bei einem von euch finde, dann werde ich ihn als Sklaven mitnehmen. Ihr anderen könnt nach Hause gehen.“ Und dann fingen der Verwalter und seine Leute an, die Säcke der Brüder zu durchsuchen. Sie begannen bei Ruben, dem Ältesten. Dann kam Simeon, der zweitälteste dran. Aber sie fanden den silbernen Becher nicht. Schließlich wurde Benjamins Getreidesack geöffnet. „Hier ist er!“, rief der Verwalter. „Das ist der Dieb!“ Die Brüder schauten sich entsetzt an. Wieso gerade bei Benjamin? Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als mit dem Verwalter zurück in die Stadt in Josefs Haus zu gehen. Sofort fielen die Brüder vor Josef nieder.
„Wie konntet ihr das tun?“, schimpfte Josef. Juda versuchte, ruhig zu bleiben. „Wir sind schuldig!“, sagte er nur. „Wir werden als deine Sklaven hierbleiben.“ Aber Josef lehnte ab: „Nein, nur der Dieb soll als Sklave hierbleiben, ihr anderen könnt heimgehen.“ Benjamin sollte dableiben? Gerade Benjamin? Das konnten sie ihrem Vater doch nicht antun. Juda meldete sich zu Wort: „Wenn Benjamin hier bleibt, dann würde unser Vater vor Trauer sterben. Das geht nicht. Außerdem habe ich unserem Vater versprochen, ihn gesund zurück zu bringen. Nimm mich stattdessen als Sklave. Ich bin bereit, für ihn hier zu bleiben. Aber ohne Benjamin können wir nicht zurück nach Kanaan gehen.“
Juda wollte sogar für Benjamin als Sklave dableiben. Jetzt wusste Josef, dass seine Brüder sich wirklich geändert hatten. Auch Josef hatte ihnen schon lange vergeben. Deshalb schickte er jetzt seine Diener aus dem Raum. Jetzt waren nur noch die Brüder und Josef alleine. „Ich bin Josef!“, sagte Josef schließlich. „Ihr habt mich nach Ägypten verkauft. Aber eigentlich war es Gott, der mich hier her geschickt hat, damit ich euch jetzt helfen kann und ihr nicht sterben müsst bei der Hungersnot.“
Die Brüder waren sehr erschrocken. Sie wussten bis dahin gar nicht, dass dieser Mann in Ägypten überhaupt ihre Sprache verstand. Und jetzt redete er mit ihnen und es war sogar Josef, ihr eigener Bruder. Josef hätte allen Grund gehabt, wütend auf sie zu sein. Aber er wollte ihnen sogar helfen. Josef hatte seinen Brüdern wirklich vergeben.
Kannst du anderen Menschen vergeben? Gott möchte, dass wir anderen vergeben, denn Gott selbst will uns auch vergeben. Wenn du gegen Gott sündigst und es dir leid tut, dann kannst du Gott um Vergebung bitten. Und weil Gott uns vergibt, sollen wir auch den anderen vergeben. Egal, was dir jemand getan hat, versuche nicht, dich zu rächen oder jetzt extra gemein zu dem anderen zu sein. Sei bereit, zu vergeben. Und wenn es dir schwer fällt, dann bitte Gott, dir dabei zu helfen. Selbst Josef, der wegen seinen Brüdern jahrelang als Sklave und Gefängnis leben musste, konnte ihnen vergeben, weil Gott ihm geholfen hat.
Jetzt standen seine Brüder vor ihm: „Die Hungersnot wird noch 5 Jahre lang dauern. Geht und holt unseren Vater und eure Familie und kommt hier nach Ägypten. Dann kann ich euch genug zu essen geben.“ Dann ging Josef zu seinen Brüdern und umarmte sie. Jetzt störte es Josef nicht mehr, dass sie seine Freudentränen sahen. Und langsam erkannten die Brüder auch, dass es wirklich Josef war und dass er ihnen vergeben hatte. Sie redeten noch lange miteinander. Aber dann machten sie die Brüder wieder auf den Heimweg, denn sie wollten alles ihrem Vater erzählen.
Josef gab ihnen viele Geschenke mit und so kamen die Brüder nach Kanaan zurück. „Josef lebt! Wir haben ihn getroffen!“, berichteten sie aufgeregt. Erst konnte Jakob es gar nicht glauben, aber als sie ihm alles erzählt hatten und er die vielen Geschenke sah, freute er sich riesig. „Josef lebt!“, jubelte er, „Ich will sofort nach Ägypten gehen und ihn sehen.“